Besuch der 2. ORS-Klassen im Haus der Religionen in Bern
Am Freitag nach Fronleichnam besuchten Schülerinnen und Schüler der 2. ORS mit ihren Begleitpersonen im Rahmen eines Religionsprojekttages in Bern das Haus der Religionen.
Unter den Viadukten der Stadt-Autobahn gelegen, steht das Haus der Religionen seit 2015 am Europaplatz in einem nicht wirklich wohnlichen Berner Stadtteil. In seinen einführenden Begrüssungsworten erfuhren wir durch den Geschäftsführer des Hauses, David Leutwyler, welche Gründe zur Entstehung dieses multireligiösen Gebäudes geführt haben und welchen Zweck es heute erfüllt. Die korrekte Bezeichnung dieses Ortes lautet: «Haus der Religionen –Dialog der Kulturen». Viele Menschen aus verschiedenen Kulturen nutzen in diesem Haus die Räumlichkeiten, um ihrer eigenen religiösen Tradition nachzugehen. Neben diesen Religionsräumen, die den Hindus, Muslimen, Christen, Aleviten und Buddhisten zur Verfügung stehen, befinden sich im Dialogbereich des Hauses Bildungsangebote, Familien- und Jugendarbeit, Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsrunden und andere kulturelle Veranstaltungen, bei denen sich auch Juden, Bahà’i und Sikhs beteiligen. Aus der Küche des im Eingangsbereich angesiedelten Restaurants Vanakam strömte uns ein Duft aus exotischen Gewürzen entgegen, der nicht bei allen Teilnehmenden ein Knurren im Magen erzeugte.
Mit der einleitenden Frage, wer von uns sich denn an diesem Tag für lange Hosen entschieden habe, erklärte uns Herr Leutwyler, wieso es für uns Menschen wichtig sei, eigene Entscheidungen zu treffen. Sich für eine Religion und der dazugehörenden Ausübung zu entscheiden und bestimmte Abschnitte des Lebens mit traditionellen Ritualen feiern zu können, ist für die Mitglieder aller beteiligten Religionsgemeinschaften wichtig. Ausserdem ist es für ein friedliches Nebeneinander unerlässlich, den Dialog über die Grenzen von Religionen, Sprachen und Kulturen hinweg zu wahren und zu pflegen, auch dann, wenn man nicht religiös verortet ist. Beeindruckt waren wir vom Kirchenraum, der von fünf verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften gemeinsam genutzt wird und von den Tönen, der dort auf spezielle Art eingebauten Orgel.
Im Hindutempel erklärte uns der Priester in einer erfrischenden Art, wieso die Schuhe ausgezogen werden müssen, Fleisch im Tempel verboten ist, Punkte und Striche auf die Stirn gemalt werden, welche Bedeutung die verschiedenen Götter und Göttinnen haben und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Fasziniert folgten wir seinen Ausführungen und staunten über die Farbenpracht und Besonderheiten dieses Tempels.
Am Nachmittag hiess es dann: Kleider machen Leute. Die Bildungsverantwortliche Zainab Ahmadi, eine Muslima, brachte uns zuerst ihre muslimische Kultur näher. Danach zeigte sie uns auf, anhand welcher Kleidungsstücke oder Gebetsketten die verschiedenen Religionen zu erkennen sind. Ein Schüler schlüpfte sogleich in die Haut eines Sikh und liess sich einen Turban bin-den. Die Schülerinnen verwandelten sich mit Kopftüchern und Saris in Muslimas oder Hindi Frauen. Für viele von uns waren das kleine Einblicke in die bisher unbekannten Welten anderer Religionen.
Katechetin Irène Hürzeler