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Pfarreireise nach Rumänien

Es geht los!

Bei der dritten Verschiebung ist es dann endlich so weit: Fünfzehn reiselustige und gespannte Reiseteilnehmer/innen steigen am 23. September in der Früh in Ennetbürgen erwartungsfroh in den Kleinbus, der sie durch den Morgenverkehr hindurch sicher nach Zürich Flughafen bringt. Die üblichen Check-In-Formalitäten am Flughafen und dann der Flug nach Bukarest bieten keine Probleme. Auch die befürchtete Pass- und damit verbundene Covid-19 Zertifikatskontrolle werden von allen (einschliesslich Elmar) souverän passiert… Unsere kulturell-touristische Rumänienreise kann beginnen. In den nächsten zehn Tagen werden wir von Stefan Bichler begleitet. Er stammt aus Kärnten, lebt aber seit dreiundzwanzig Jahren in Rumänien und kennt das Land wie kein Zweiter.

Bukarest

Ein interessanter Stadtrundgang auf "Schwiizerdütsch" mit Dorothee Hasnaş, eine in der Schweiz verwurzelte Architektin, vermittelt uns beim Rundgang sehenswerte Einblicke in den Stadtkern. Darunter fallen nebst dem einstigen Leipziger (Lipscani) Viertel u. a. die griechisch-orthodoxe Stavropoleos-Kirche, der Fürstenhof, die alte Karawanserei "Hanu lui Manuc" sowie die im Jugendstil erstellte Pasaj Villacrosse. Raumplanung ist in Bukarest kein Thema

Wir befinden uns in der Walachei. Mit den über 2,2 Millionen Einwohnern zählt Bukarest zu den sieben grössten Städten der EU. Mit seinen grünen Parkanlagen und den verschiedenen Baustilen will sich die rumänische Hauptstadt weltoffen und modern zeigen. Aristokraten, Zünfte, Monarchen, Faschisten und Kommunisten und das Ende 1989 begonnene Wendezeitalter haben sie bis in die jüngste Gegenwart hinein geprägt. Mehrere repräsentative Bauten und Villen dienen heute als Sitz von Botschaften. Viele Gebäude stehen leer und diverse Bauwerke sind unvollendet. Die Plätze präsentieren sich als grosse Verkehrsknotenpunkte, vom Null-Kilometer aus sind die ganzen Distanzen im Land vermessen. Imposant steht der von Ceausescu erstellte Volkspalast (1983-1989) vor uns da. Seit der Wende heisst er "Palast des Parlaments". Natürlich lässt sich über Schönheit gut streiten, aber dieses grösste zivile Gebäude der Welt stellt mit all seinen unter- und oberirdischen Etagen, dem Boulevard und den Springbrunnen eine sehr beeindruckende Grösse dar. Auch die Volkserlösungskathedrale mit ihren goldenen Dächern und der riesigen Hauptkuppel mit dem Antlitz des Patriarchen ist eines der gigantischsten Bauwerke Bukarests. Zum Glück steht es nicht wie andere Gebäude mit einem roten Punkt da, denn das würde Einsturzgefahr bedeuten. Es wird ohne jeglichen Plan und zum Teil kostspielig abgerissen und drauflosgebaut. Auch werden seitens der Behörden Bauentscheide hinausgezögert, weil keine Rendite in Aussicht steht. Das alles stellt für Dorothee als Fachfrau ein dauerndes Ärgernis dar.

Die Ausführungen des NGO-Vertreters von Active Watch, einer Organisation, die sich aktiv für die Pressefreiheit in Rumänien engagiert, lassen uns erkennen, dass die Medienlandschaft in Rumänien vor allem durch Parteipolitik, Geld und wirtschaftliche Überlegungen beeinflusst wird. Objektive Meinungsbildung – wenn auch erstrebenswert – ist nicht (immer) gefragt und die Bevölkerung will ihr Geld nicht in erster Linie für Printmedien ausgeben. Auch besteht zwischen dem urbanen und dörflichen Bereich ein sehr differenziertes Verhältnis zur Politpresse.

Die politische Landschaft in Rumänien muss sich einigen herausfordernden Spannungsfeldern stellen. So ist beispielsweise das freie Mandat der Gewählten im Widerspruch zum Wählerwillen. Dieser wird nämlich nach erfolgten Wahlen durch Partei-Überläufer und damit verbundenen Kauf von Mandaten ausgehebelt. Niemand reagiert, denn man will sich gegenseitig nicht schaden.

Der Aufenthalt in Bukarest endet mit einem freien Abend für alle Reiseteilnehmer/innen. Die einen nehmen ein gemeinsames Nachtessen ein, andere erkunden die Stadt "by day and night" und wiederum andere nutzen die freie Zeit für einen Konzertbesuch mit Werken von Schubert und Mahler in der Sala Palatului.

Rumänien

Rumänien ist ein Land zwischen den Zeiten und zwischen den Welten, ein Land zwischen EU-Mitgliedschaft und uralten Traditionen mit abgeschiedenen Tälern. Gerade auf dem Land ist der Aberglaube fest verankert.

Der rumänische Nationalfeiertag am 1. Dezember erinnert die Rumänen seit dem ersten Weltkrieg an die grosse Vereinigung der Moldau, Walachei und Transsylvanien. Obwohl der Staat zentralistisch organisiert ist, bestehen extreme Unterschiede zwischen Stadt und Land. In der Sprache der Einheimischen sickern lateinische, romanische, slawische, französische und italienische Einflüsse durch. Ein Rätoromane würde sich in dieser Sprachlandschaft wohl bald heimisch fühlen.

Rumänien zählt heute 20 Millionen Einwohner, wobei es zu bemerken gilt, dass in den letzten 30 Jahren über 10 Millionen ins Ausland ausgewandert sind. Andere Volksgruppen, wie Juden, Türken und Tataren, die Siebenbürgen-Sachsen, Banater-Schwaben, Landler, Magyaren und russischen Minderheiten sind als Gesamtheit im Land mehr vertreten als die Rumänen, die vor allem im Süden des Landes beheimatet sind.

Braşov – Kronstadt in Transsilvanien

Eine landschaftlich ansprechende Strecke führt über den Predeal Pass durch die Südkarpaten nach Braşov/Kronstadt in Siebenbürgen, wo auch unsere beiden Ennetbürger Rumänen Getta und Robert Jacqueroud zu uns stossen. Dabei gibt es von Stefan Bichler unterwegs viel Interessantes über die Geschichte Rumäniens, die Siebenbürgen- und Szekler-Sachsen und die Fabel der Mioriţa zu hören. Gerade letztere sagt etwas über den Charakter der Rumänen aus, die sich dem Schicksal ausgeliefert und zugleich der Natur verbunden wissen.

Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt, besitzt einen eigenständigen Charakter. Seine Bauwerke, manche noch aus dem Mittelalter stammend, prägen heute noch das Bild vieler Städte und Dörfer. Vor rund 800 Jahren sind Kolonisten aus dem linksrheinischen Raum vom ungarischen König in diese Region gerufen worden, um das Gebiet urbar zu machen und es als Hilfsvölker vor den Einfällen der Wandervölker (Mongolen, Tataren) zu verteidigen. So sind blühende befestigter Städte mit sogenannten Kirchenburgen entstanden.

Die erste Stadt des mittelalterlichen Abendlands, von Osten kommend, ist Kronstadt/Braşov. Hier erkundet unsere Reisegruppe bei schönstem Herbstwetter die siebenbürgisch-sächsische Altstadt. Wir bewundern die Zunfthäuser am Marktplatz und besuchen die Schwarze Kirche mit den wertvollen Gebetsteppichen. Den Tag beenden wir dann genussvoll kulinarisch mit einem feinen und währschaften rumänischen Nachtessen in der Altstadt.

Burzenland (Land am Fluss Burzen)

Den Vormittag des vierten Reisetags verbringen wir im Bärenreservat Libearty in Zãrneşti. Hier sind über hundert misshandelte Bären untergebracht, die ihr ganzes Leben im Zirkus oder als Tanzbären eingesetzt oder als streunende Wildtiere vor dem Abschuss der Regierung verschont worden sind. Rumänien ist in Europa das Land mit der grössten Anzahl an wild lebenden Bären. Dank dem Engagement der NGO-Organisation Libearty Bear Sanctuary Zãrneşti dürfen zahlreiche von ihnen in diesem Reservat einen friedlichen Lebensabend verbringen. Die anschliessende Fahrt nach Wolkendorf/Vulcan ermöglicht uns eine interessante Begegnung mit Pfarrer Uwe Seidner, der uns seine Burgkirche vorstellt und mit viel Humor über die Herausforderungen seiner kleinen evangelischen Kirchengemeinde berichtet. Ein kleines Orgel- und Cellokonzert, verbunden mit einer kurzen Andacht durch unseren Reisenbegleiter Elmar Rotzer und gefolgt von einem feinen Mittagessen mit traditionellen Speisen im Vorratsraum der lokalen Kirchgemeinde gibt diesem Tag eine ganz besondere Note.

Durch die Karpaten bis in die Moldau

Nach dem siebenbürgisch-sächsisch-historischen Gebiet lernen wir auch das Szeklerland kennen. Die Szekler sind eine ungarisch verwandte Volksgruppe, welche nach den Römern in Rumänien sesshaft geworden ist. Es ist heute ein kompaktes Siedlungsgebiet der ungarischen Minderheit in den Ostkarpaten, die hier ungefähr 90% der Bevölkerung ausmacht. Ihre handwerklich erstellten Eingangstore aus Holz oder Eisen sind wahre Kunstwerke. Auch die dahinter zu erspähenden Ziehbrunnen sind liebevoll gebaute Unikate. Über die ungarischen Städte Csikszereda, Szeklermarkt, Miercurea, Ciuc sowie Gyergyószentmiklós, Niklasmarkt und Gheorgheni erreichen wir den Roten See (auch Mördersee genannt) und machen dort eine kurze Mittagspause. Bald danach erinnert uns die spektakuläre Biacz Klamm (enge Schlucht) an die Gondoschlucht. Das Gebiet der Moldau ist von der orthodoxen rumänischen Bevölkerung geprägt. Der Besuch des bukovinischen Klosters Humor mit seinen Darstellungen auf den Aussen- und Innenwänden und – als Merkmal – ohne Turm, beeindruckt uns tief. Es ist eines der fünf bekannten Moldauklöster. Drei weitere werden wir noch besuchen. Schliesslich findet der lange Anreisetag in Gura Homurului (Rădăuţi, Mündung am Fluss Humor) mit einem gemeinsamen Nachtessen sein Ende.

Die Moldauklöster, ein UNESCO-Weltkulturerbe in der Bukovina

Die südliche Bukovina befindet sich im Nordosten von Rumänien und wird vor allem durch orthodoxe Rumänen und einzelne Bukovina-Deutsche bewohnt. Bis 1940 haben hier viele Juden gelebt. Davon zeugen noch die jüdischen Friedhöfe der Region. Bukovina heisst Land der Buchen, es besteht aber heute mehrheitlich aus Nadelwäldern. Früher ist es ein mehrsprachlich, mehrkonfessionelles und multiethnisches Gebilde gewesen. Heute ist vor allem die rumänisch-orthodoxe Kultur der Moldau-Klöster vorherrschend. Im Kloster Voroneţ, der Sixtina des Ostens, besichtigen wir eine riesige Darstellung des Jüngsten Gerichts.

„Kommen Sie mit!” – Mit diesen Worten zeigt uns in Moldoviţa die Nonne Tatiana auf sehr beeindruckende Art und Weise auf, wie das Alte und Neue Testament auf den Aussenwänden der Klosterkirchen bildlich dargestellt ist. In Alma werden wir durch den Sohn von Eiermalerin Letiţia Orşivschi in die vielfältige Kunst des Eiermalens eingeführt. Auch den Besuch des Museums mit bemalten Eiern aus aller Welt lassen wir uns nicht entgehen. Danach dürfen wir in der gastfreundlichen Casa Lucretia in Vama ein traditionelles rumänisches Mittagessen geniessen. Abschliessend besuchen wir noch Suceviţa, das Kloster mit der imposanten Leiter der Tugenden und schliesslich als Überraschung die polnische katholische Marienkirche in Cacica. Alles in allem, ein sehr eindrücklicher Reisetag!

Zurück nach Siebenbürgen

Über den Mestecăniş-Pass/Birkenpass (1096m) und den Tihuţa-Pass/Borgopass (1201m) mit dem Hotel Dracula führt uns die Reise wiederum nach Siebenbürgen ins Nösnerland. Die drittbedeutendste Stadt der Siebenbürgen Sachsen nach Hermannstadt und Kronstadt ist Bistritz/Bistriţa (älterer Name ist Nösen), eine ehemalige Handelsstadt und als Nordtor zu Siebenbürgen bekannt. Die Stadt lädt uns mit ihrer Einzigartigkeit, der lokalen evangelischen Kirche, die mit einer Renaissance-Fassade ausgestattet ist, zum Verweilen ein. Nach einer langen Reise kommen wir am Abend müde in Sibiu/Hermannstadt an und lassen den ereignisreichen Tag bei einem gemeinsamen Nachtessen ausklingen.

Hermannstadt/Sibiu (am Fluss Zibin)

„Eine grosse Stadt, nicht viel kleiner als Wien...”, so hat der Basler Humanist Sebastian Münster diese mittelalterlliche Provinzhauptstadt bezeichnet, die wir auf einem dreistündigen Rundgang erkunden. Die von noblen Bauwerken geprägte Altstadt verzaubert uns alle. Der Wandel von der Befestigungsstadt zur Kulturhauptstadt (2007) beeindruckt. Deutsche Siedler haben dieser Region, die wie schon erwähnt, auch als Transsilvanien bekannt ist, einen eigenständigen Charakter verliehen. Ihre Bauwerke prägen noch heute das Bild vieler Städte und Dörfer. Nach dem Besuch der evangelischen Kirche lauschen wir dem Vortrag von Stefan Bichler über die Stiftung der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und hören darauf im Café Wien von der Chefredaktorin der Hermannstädter Zeitung, Beatrice Ungar ein spannendes Referat. Schliesslich wartet in Michelsberg/Cisnădiora bei Familie Henning ein traditionelles rumänisches Nachtessen auf uns. Bei selbstgebranntem Schnaps Tuica dürfen wir von Michael Henning einiges über die bewegte Geschichte des Landes und der Siebenbürgen-Sachsen erfahren.

Das Harbachtal und Mediasch

Stefan Vaida, ein junger sympathischer und engagierter Restaurator zeigt uns im Harbachtal sein von ihm selbst gegründetes kleines privates interethnisches Museum. Seine Ausstellung enthält Exponate, die auf rumänische, sächsische, ungarische und zigeunerische Herkunft hinweisen. Stefan bemüht sich, die traditionelle Bau- und Handwerkssubstanz der Region zu retten oder teilweise zu erhalten. Mit viel Begeisterung erzählt er uns von seinen Aktivitäten, die von verschiedensten Kulturstiftungen unterstützt werden. Nicht ohne Stolz erwähnt er seine prominenten Gäste Prinz Charles und Bundesrat Ignazio Cassis. Im Hof des Museums nehmen wir auch gleich das Mittagessen ein, bevor wir die geschichtsträchtige Stadt Mediasch/Mediaş an der Grossen Kokel besuchen. Faszinierend für uns sind vor allem sowohl der Kern der Stadt als auch das so genannte Kirchenkastell mit der Margarethenkirche. Besonders die barocke Hahnorgel des 18. Jahrhunderts ist ein wertvoller Schatz. Edith Toth, die Organistin vor Ort, erklärt uns die Eigenarten der Orgel und gibt uns auch gleich eine Kostprobe in verschiedensten Stilrichtungen. Die Orgeln spielen in der Kulturlandschaft Siebenbürgens eine wichtige Rolle, findet man hier doch eine grosse Anzahl von noch funktionierenden historischen Instrumenten vor. Eine Weindegustation in Hermannstadt, verbunden mit den dazu passenden, ausgezeichnet zubereiteten Speisen, lässt diesen Tag gemütlich ausklingen.

Papageno und ASTRA-Museum

Den ersten Teil des Tages widmen wir den Aktivitäten von Papageno (heute neu: Privim Spre Viitor / Blick in die Zukunft) von Getta und Robert Jacqueroud, bevor es dann weiter ins Astra-Freilichtmuseum geht. Dieses ist mit einer Fläche von rund 90 Hektaren im 20. Jahrhundert gegründet worden. Ausgestellt sind hier Häuser, aber auch andere gemeinschaftliche Bauten von historischer Bedeutung von ganz Rumänien, wie beispielsweise Windräder, Ölpressen, Silos für Getreide und Lager für andere Lebensmittel. Ein ca. zweistündiger Spaziergang gibt uns einen guten Überblick von der Vielfalt der Hoftypen und Hofanlagen Rumäniens. Den letzten Abend dieser Reise beenden wir dann in Sibiel gemütlich bei Speis und (vor allem) Trank.

Nach dem Besuch des katholischen Sonntagsgottesdienstes in der Dreifaltigkeitskirche am Grossen Ring bleibt uns noch etwas Zeit für individuelle Einkäufe und weitere Erkundungen, bis es dann endgültig heisst, von Hermannstadt und Rumänien Abschied zu nehmen. Dankbar blicken wir auf eine sehr spannende und eindrückliche Reise zurück und fliegen am späteren Nachmittag mit vielen guten Eindrücken nach Hause.

Vielen Dank allen, die das ermöglicht haben. La revedere! – Auf Wiedersehen!

Elmar Rotzer/Edgar Riedo

Sonntag, 24. Oktober 2021

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041 620 11 78

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6373 Ennetbürgen
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